Motivation im Jurastudium

Ein Artikel mit praktischen Tipps zur Motivation während des Jurastudiums und zur Überwindung von Lerntiefs.

Datum
Rechtsgebiet Juristische Ausbildung
Ø Lesezeit 20 Minuten
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Dieser Aufsatz ist allen jenen gewidmet, die sich gerade im Jurastudium befinden. Sei es, dass sie gerade erst begonnen haben, schon mitten drin sind oder gerade kurz vor dem Examen stehen.

All diese Studenten haben eines gemeinsam: Sie sind alle mindestens schon ein mal über einem Lehrbuch oder einem  Skript, einem Fall, während einer Vorlesung oder im Rahmen einer der vielzähligen Hausarbeiten beziehungsweise während der Klausurvorbereitung verzweifelt. Spätestens kurz vor dem Examen wissen die Studenten oft nicht mehr, wie sie die Masse an Stoff, die während des Studiums auf sie zukommt, irgendwie in den Griff bekommen können.

Doch auch schon vorher können die meisten mit dem enormen Druck und der Fülle an Fachwissen, dass ihnen abverlangt wird nicht wirklich umgehen, geschweige denn mit dem psychischen Druck. Zu viel Stoff in zu kurzer Zeit, zu viel Systematik, zu viele Streitstände, diverse Rechtsprechungen, hunderte Paragraphen, zu wenig Verständnis und obendrein auch noch die miserable Notenvergabe sorgen dann schnell dafür, dass die Begeisterung, mit der man anfangs noch an das Studium herangetreten ist, schnell sinkt oder ganz verloren geht. Viele verlässt während des Studiums dann komplett der Mut. Fast jeder Jurastudent stand schon einmal vor der Frage, warum er sich das eigentlich antut oder ob er nicht lieber etwas anderes hätte studieren sollen. Das gesamte Studium ist nicht nur eine Leistungsprüfung, sondern obendrein noch eine aufreibende Nervenprüfung, die man überstehen muss und jeder Rechtskandidat wird einem wohl zustimmen, wenn man behauptet, dass es wohl enorm schwer ist, sich bis zum Examen hin zu motivieren und die ganze Nummer dann auch bis zum Ende durchzuziehen.

Aufgrund der Umstände, denen die Kandidaten während des Studiums ausgesetzt sind, ist es nicht wenig verwunderlich, dass man sieht, wie die Studenten in richtige Motivationslöcher geraten. An dieser Stelle möchte ich euch einen Aufsatz als eine Art Motivationsschreiben und den Studenten ein paar Tipps mit auf den Weg geben, die helfen können, die Begeisterung für die Rechtswissenschaft aufrecht zu erhalten oder wieder neu zu entfachen. Dabei werde ich versuchen, nicht nur die Gründe für die mangelnde Motivation zu erörtern, sondern auch Lösungsansätze zu bringen, indem bestimmte Faktoren aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Am Ende will ich versuchen, euch ein paar Tipps an die Hand zu geben, um in den Zustand des sogenannten „Flows“ zu kommen, indem die Leistungsfähigkeit einer Person am Höchsten ist. Der sogenannte Flow ist ein Zustand, der von Psychologen beschrieben wird als ein Zustand, in dem die Aufmerksamkeit, die Motivation und die Umgebung einer Person in einer perfekten Harmonie zusammentreffen, indem sich eine Arbeit also wie von selbst erledigt.

I) Gründe für mangelnde Motivation

Um mangelnde Begeisterung und die eigene Motivation für ein Gebiet aufrecht zu erhalten oder neu zu entfachen, muss man sich sicherlich erst einmal darüber bewusst werden, warum es eigentlich gerade in diesem Studienfach sehr häufig vorkommt, dass die Studenten ihre Motivation verlieren oder dermaßen überfordert sind, dass viele letztlich kurz vor dem Examen auch an dem sogenannten Burn-out-Syndrom leiden. Erst wenn man die Gründe kennt, die dafür sorgen, dass man sich nur noch schwer für die Juristerei und das dazugehörige Studium begeistern kann, kann man auch Ansatzpunkte finden, um wieder neue Energie und frischen Elan zu schöpfen. Aus diesem Grund will ich einmal vorweg darstellen, was die häufigsten Negativfaktoren sind, die großen Einfluss auf die psychologische Konstitution der Kandidaten haben.

1) Sehr schweres Studium

Vorab möchte ich gleich mal an Folgendes erinnern: Das Jurastudium wird nicht umsonst als eines der schwersten Studienfächer eingestuft, die es so gibt. Das ist Fakt. Leider tritt zu der Schwierigkeit des Studiums hinzu, dass es kaum ein anderes Studienfach gibt, in dem man für eine durchaus gute Leistung mit entsprechend schlechten Noten „honoriert“ wird. Aber dazu komme ich gleich. Wer dieses Studium gewählt hat, der hat sich auf ein Fachgebiet eingelassen, dessen Bandbreite man anfangs wohl nicht einmal ansatzweise erfasst hat. Es gibt kaum ein Studium, in dem einem so viel abverlangt wird. Sei es leistungstechnisch oder psychologisch. In welchen anderen Studiengängen verbringt man fast jeden Sommer mit einer Hausarbeit? Die meisten Jurastudenten müssen gegen Ende schmunzeln, wenn sie hören, dass die anderen Studenten sich darüber ärgern, nun 40 bis 70 Seiten Bachelor oder Masterarbeit verfassen zu müssen. Auch die Klausuren sind wahnsinnig schwer. Gutachten werden von den Kandidaten oft schon im ersten Semester verlangt. Wenn man einmal den Kopf nach rechts und nach links dreht, dann sieht man, dass es wohl wenig andere Studienfächer gibt, in denen die Leute 5 Stunden Klausuren schreiben, in denen von ihren eine reine eigene Schreibleistung erwartet wird. Oft sieht man diverse Studiengänge mit sogenannten Multiple-Choice-Tests oder Ähnlichem. Diese sind zum Teil auch in diversen anderen Studienfächern enorm schwer, aber kaum mit einer 5-stündigen eigenen Schreibarbeit zu vergleichen. Das sollte man sich ins Gedächtnis rufen. Denn wenn man bedenkt, dass man sich in einem der schwierigsten Studiengänge überhaupt bewegt und einen der höchsten Arten des Abschlusses macht, den es in Deutschland gibt, nämlich ein Staatsexamen, dann fällt es auf einmal viel leichter zu begreifen, warum man teilweise so überfordert ist. Das alles hat nun einmal den Grund, dass das Jurastudium verdammt schwer ist. Allen anderen würde es wahrscheinlich in dem Fachgebiet auch so ergehen.

2) Länge des Studiums

Hinzu kommt, dass die Länge des Studiums auch enorm ist. Viele der Kandidaten schaffen es keinesfalls in der angesetzten Regelstudienzeit von ca. 8-9 Semestern das Studium abzuschließen, oder schließen zwar innerhalb dieses Zeitfensters das Examen ab, müssen dann im Anschluss aber noch eine Schwerpunktbereichsprüfung ablegen. Im Gegenteil benötigen diverse Leute über 10 oder gar 12 Semester, um das Studium zu beenden. Sicherlich hat auch die Länge des Studiums oft negativen Einfluss auf die psychologische Verfassung, denn viele Kandidaten wollen gegen Ende des Studiums einfach nur noch fertig werden und das ganze hinter sich bringen. Müdigkeit und Ermattung sind während einer solchen Zeit, in der einem auf Dauer Höchstleistung abverlangt werden sicherlich vorprogrammiert. Die mit dem Studium einhergehende Dauer führt natürlich zu einem späten Einstieg in das Berufsleben und sorgt dafür, dass die meisten Jurastudenten erst wirklich anfangen können Geld zu verdienen, wenn sie 30 Jahre alt sind. Sieht man dann, wie andere bereits erfolgreich in das Berufsleben starten, wenn sie 23 oder 24 Jahre alt sind, dann kann das schon frustrieren, wenn man selber immer noch die Studienbank drückt. Gerade die schlechte finanzielle Situation vieler Studenten erweckt den Wunsch, danach schnellstmöglich fertig zu werden und endlich anfangen können zu arbeiten. Denn selbst im Referendariat ist das Gehalt sehr gering. Man kommt aus einem Studium, das bei den Meisten fast 5 Jahre in Anspruch nimmt und ist dann weitere 2 Jahre damit beschäftigt, für ein dermaßen geringes Gehalt zu arbeiten, während andere Studenten im gleichen Alter wohl schon vergleichsweise viel Geld verdienen.

3) Schlechte Notenvergabe

Weiterhin ist die Notenvergabe im Jurastudium wohl ein Sonderfall, den man so wohl kein zweites Mal antrifft. Jeder der selbst Rechtswissenschaft studiert wird mir da wohl zustimmen können. Von der Schule sind es die Meisten Kandidaten eigentlich gewöhnt für eine gute Leistung auch eine einigermaßen gute Note zu bekommen, wenn nicht sogar eine halbwegs gute Note für eine eigentlich kaum brauchbare Leistung zu bekommen. Was nun passiert verblüfft die meisten Neueinsteiger zunächst und wird oft für einen Ausrutscher gehalten: Auf einmal hat man überwiegend schlechte Noten. Doch dann wiederholt es sich immer wieder und irgendwann ist es doch auffällig, dass es im Prinzip nur selten vorkommt, dass man eine Bewertung erhält, die mehr als „befriedigend“ ist. Ich erinnere mich an meine Absolventenfeier, auf der der Dekan unserer Universität zu Recht behauptete:

„Wer mit einem „Befriedigend“ aus dem Examen geht gehöre zu den oberen 30 Prozent, wer mit einem „Vollbefriedigend“ aus dem Examen geht gehört zu den obersten 15 Prozent und wer mit einem „Gut oder besser“ aus dem Examen geht, der gehöre unter Artenschutz!“

Ich persönlich habe noch nie so wahre Worte gehört. Es ist leider Fakt, dass hohe Punktzahlen und gute Noten im Jurastudium nicht nur keinesfalls verschenkt werden, sondern vielmehr eine Rarität darstellen. Die regelmäßig schlechte Bewertung führt oft zu Missmut bei den Kandidaten, insbesondere bei denen, die sehr viel für Klausuren lernen. Natürlich insbesondere deshalb, weil man es aus Schulzeiten anders gewöhnt ist und weil der Vergleich zu anderen Studienfächern und deren Benotungen wirklich auffällig schlecht ist. Hört man von anderen Studenten aus anderen Studienfächern von ständigen Noten wie 1,1, 1,2 oder 1,5, dann ist es doch natürlich, dass einem die eigene Leistung automatisch schlecht vorkommt, wenn man selber mit einem „Befriedigend“ und damit im Prinzip mit einer 3,0 da steht und sich die eigenen Noten auch dauerhaft in diesem Rahmen bewegen.

4) Wenig Freizeit

Ein weiterer negativer Faktor, der mit dem Studium einhergeht ist sicherlich die Tatsache, dass man in diesem Fach relativ wenig Freizeit hat. Wie schon erwähnt verbringen die meisten Kandidaten fast alle Semesterferien damit eine Hausarbeit oder Seminararbeit zu schreiben. Diese treten zu den gewöhnlichen Klausuren hinzu, die auch alles andere als leicht sind. Wenn mal aus einem Grund keine Hausarbeit ansteht, dann ist man als Student prinzipiell gezwungen während der Semesterferien Stoff nachzuarbeiten, den man während der Vorlesungszeit nicht richtig verstanden hat oder man versucht nicht völlig aus dem Stoff herauszufallen, indem man auch während dieser Zeit Materien wiederholt.  Obendrein wird von einem Rechtskandidaten dann auch noch erwartet ein drei monatiges Praktikum zu absolvieren, was man dann auch noch in der Vorlesungsfreien Zeit absolvieren muss, obgleich die Zeit hierfür eigentlich kaum vorhanden ist. Diese fehlende Freizeit hat natürlich auch Auswirkung auf die psychologische Verfassung der Studenten, denn jeder braucht eigentlich mal eine Auszeit. Diese wird einem aber gerade in diesem Fachgebiet kaum gegönnt.

5) Hohe Durchfallquote

Als großen Angstfaktor und damit Negativeinfluss tritt die Hohe Durchfallquote im Studium hinzu. Fast jeder Dritte, wenn nicht gar mehr Kandidaten schaffen es nicht die Hürde des ersten Staatsexamens zu packen und müssen ein zweites Mal ran. Wenn man so etwas sieht und als angehender Examenskandidat verfolgt, dann hat dies natürlich Auswirkung auf die geistig-seelische Verfassung der Einzelnen. Angst und Bestürzung sorgen dann für eine Dauerfrustration und manchmal auch für Resignation. Die meisten Kandidaten bereiten sich fast ein ganzes Jahr noch einmal mit Hilfe eines Repetitoriums und regelmäßigen Probeklausuren auf die Staatsprüfung vor und fallen dennoch durch. Doch auch schon während der Studienzeit wird fleißig „ausgesiebt“. Schon im Grundstudium packen viele die die erste Hürde nicht und zahlreiche Kandidaten müssen diverse Scheine im Studium wiederholen. Die Hohe Durchfallquote steht sicherlich auch in direktem Zusammenhang mit der grundsätzlich schlechteren Notenvergabe, aber auch mit fehlendem Verständnis und dem mangelnden Gesamtüberblick über die Rechtsgebiete.

6) Wenig Verständnis

Als letztes ist oft auch problematisch, dass von außen wenig Verständnis für die Situation der Kandidaten aufkommt. Viele gleichaltrige sind im Rahmen ihres Studiums vielleicht nicht dermaßen belastet und einem solchen Druck und Schwierigkeitsgrad ausgesetzt. Wer dieses Studium nicht selbst absolviert hat, kann oft nicht nachvollziehen welche Stresssituation hierdurch für den Einzelnen entsteht. Das frustriert die Studenten oft noch mehr, gerade wenn die soziale Umgebung nur schwer verstehen kann, dass die Freizeit eher knapp bemessen ist und man nicht am laufenden Band frei hat und in den Urlaub fahren kann.

II) Motivationstipps

Da nun die wichtigsten Gründe für eine fehlende Motivation noch einmal ins Gedächtnis gerufen wurden, kann man damit beginnen, nach Lösungsansätzen dafür zu suchen, wie man seine geistig seelische Verfassung verbessert und sich wieder motiviert. Gerade wenn man sich mal wieder in einem Lerntief befindet, ist es wichtig, dort so schnell wie möglich wieder raus zu kommen und neue Kraft zu schöpfen.  Ein paar Dinge muss man sich hierzu allerdings erst einmal verinnerlichen, wieder in das Gedächtnis rufen oder aus einem anderen Blickwinkel betrachten, wenn man sich selber wieder motivieren möchte. Die oben angesprochenen Punkte muss man nämlich alle auch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten:

1) Schwierigkeit des Studiums als Herausforderung betrachten

Das Jurastudium ist schwer, keine Frage! Allerdings wächst der Mensch ja bekanntlich mit seinen Aufgaben. Daher sollte man den Schwierigkeitsgrad nicht als Blockade hinnehmen, sondern eher als eine Herausforderung betrachten. Hat man das Studium erst einmal hinter sich gebracht, so kann man umso mehr stolz darauf sein, diese schwierige Hürde gemeistert zu haben. Schafft man es einmal nicht, alleine den Stoff zu bewältigen, so gibt es zahlreiche Möglichkeiten an juristischer Nachhilfe. Wenn man allerdings den Kopf in den Sand steckt und den Stoff, den man nun nicht wirklich versteht, einfach bei Seite schiebt, so werden sich die Konsequenzen allerspätestens vor dem Examen zeigen. Andere Leute haben das alles auch schon vor euch geschafft und es gibt keinen Grund dafür, warum ihr das nicht auch hinbekommen solltet. Klar ist es nicht leicht und man muss viel lernen, aber wenn man erst einmal verstanden hat, wie etwas funktioniert und wie man an eine Sache herangehen muss, fängt das Studium an richtig Spaß zu machen. Wer fleißig ist, der wird mit Verständnis belohnt und Verständnis führt zu Spaß im Umgang mit Fällen und Sachverhalten.

2) Länge des Studiums hat auch Vorteile

Auch die Studienlänge hat mit Sicherheit Vorteile, die man leicht übersieht. Zum einen haben die meisten Studenten während der gesamten Zeit recht knappe finanzielle Mittel, allerdings müssen sie auch nicht von morgens bis abends in einem Büro sitzen. Die Arbeitszeit wird sich mit dem Einstieg in das Berufsleben wohl kaum verkürzen, sondern vielmehr noch verlängern. Hinzu kommt, dass man wohl zu keiner Zeit während einer Anstellung wieder so flexibel sein wird wie im Studium. Während der Studienzeit zwingt euch keiner in der Universität zu sitzen, sofern es sich nicht gerade um Kurse mit Anwesenheitspflicht handelt, die aber wiederum in diesem Fachbereich eher selten sind. Klar ist es schwer vereinbar mit der Masse an Lernstoff, sich andauernd freie Tage zu nehmen, allerdings hat jeder einzelne Student diese Möglichkeit. Weiterhin besteht sicherlich auch die Möglichkeit mal ein Auslandssemester zu machen, um ein bisschen durchzuatmen und neue Kulturen kennen zu lernen. Man hört immer wieder, dass die Studienzeit die beste Zeit wäre und wenn man einmal ehrlich zu sich selbst ist, dann wird man feststellen, dass man sich durch fleißige Arbeit auf der einen Seite auch relativ viel Freiraum selbst gönnen kann, den man später in dieser Form eher weniger haben wird.

3) Schlechte Noten sind meist keine Reflektion der Leistung

Was die niedrigen Punktzahlen anbelangt, so muss man sich vor Augen halten, dass diese niedrigen Punktzahlen oft nicht wirklich eine Reflektion der Leistung sind. Wer ein „Befriedigend“ in einer Prüfung hinlegt, der hat schon Großes geleistet. Fängt man an, darüber nachzudenken, was man nun wohl eigentlich tun müsste, um eine „Gute“ Note zu bekommen, dann wird man gänzlich verrückt. Man sollte sich an dieser Stelle einmal vor Augen halten, dass ein „Vollbefriedigend“ bereits als Prädikat mit einer Möglichkeit zur Promotion gilt. Der Standard ist einfach anders und kann weder mit der Notenvergabe in anderen Studienfächern verglichen werden, noch mit der Notenvergabe in der Schule. Warum es im Jurastudium so ist, dass gute Noten kaum vergeben werden, kann keiner so richtig beantworten und mittlerweile glaube ich schon fast an eine Tradition. Wenn man nun hört, wie alle anderen Studenten um einen herum – in welchen Studienfächern auch immer – von ihren Noten 1,3 oder 1,5 und so weiter erzählen, dann frustriert es einen umso mehr und auf einmal fühlt man sich mit seinen Noten, die sich oft so zwischen umgerechnet 3,0 und 4,0 bewegen, ganz schön mies. Und an dieser Stelle gleich noch einmal: Eine Note wie 3,0 – also ein „Vollbefriedigend“ – ist im Jurastudium eine seltene Glanzleistung, auf die man stolz sein kann.

4) Hohe Durchfallquote darf nicht abschrecken

Die hohen Durchfallquoten schrecken sicherlich jeden Kandidaten ab. Das heißt aber nicht, dass das Studium nicht zu meistern wäre. Mit der richtigen Vorbereitung und dem entsprechenden Training kann jeder Einzelne das Staatsexamen meistern. Erforderlich ist allerdings eine gute Struktur während des Studiums und gerade während der Examenszeit. Die Arbeitsweise lässt sich aber mit der richtigen Hilfe leicht strukturieren, sodass am Ende auch ein erfolgreicher Abschluss in Sicht ist. Die hohe Durchfallquote hängt sicherlich nicht nur mit der schlechten Benotung zusammen, sondern überwiegend mit Unterschätzung der Anforderung und Überschätzung der eigenen Leistung und fehlender Struktur während der Vorbereitung. Bereitet man sich auf die richtige Art und Wiese auf die Prüfungen vor, dann ist auch diese Hürde zu meistern.

5) Sehen, worauf man hin arbeitet

Bei allem was ihr tut solltet ihr auch immer im Blick behalten, worauf ihr eigentlich hin arbeitet. Ihr habt am Ende ein Studium in der Tasche, mit dem euch sämtliche Türen offen stehen. Die Bandbreite an Tätigkeitsmöglichkeiten ist wohl mit keinem anderen Abschluss so groß. Keiner ist gezwungen Anwalt zu werden oder Richter oder die Laufbahn eines Staatsanwaltes oder Notars einzuschlagen. Diverse Unternehmen in jedem Bereich suchen händeringend gute Juristen. Viele Juristen arbeiten dann nicht nur für Unternehmen jedweder Art, sondern gehen oft auch in den Bereich Management, Marketing oder Journalismus. Die Möglichkeiten, die sich nach dem Studium bieten, sollten als Anreiz betrachtet werden, das Examen zu meistern (am Besten natürlich beide Staatsexamina). Auch die Verdienstmöglichkeiten, die sich mit einem solchen Abschluss bieten, sind sehr gut. Was jeder Einzelne daraus macht ist natürlich ihm selbst überlassen, aber die vielen Chancen, die sich mit einem solchen Studium eröffnen, sollten euch motivieren. Wo sonst stehen einem schon nach dem Studium so viele Türen offen?

III) Den Schaffensrausch anstreben – den sogenannten „Flow“

Um sich während des gesamten Studiums zu motivieren, muss man sicherlich auch immer wieder für Ausgleich sorgen. Gerade Lerntiefs müssen überwunden werden. Insbesondere juristische Nachhilfe kann helfen, das Verständnis und damit den Spaß an der Juristerei zu erhöhen. An dieser Stelle möchte ich euch aber noch einen wichtigen Hinweis an die Hand geben, der euch helfen kann, an euch selbst und eurer Einstellung zu arbeiten:

In der Psychologie bezeichnet man den Zustand, in dem ein Mensch völlig in einer Tätigkeit aufgeht, als Schaffensrausch oder Funktionslust – den sogenannten „Flow“. In keinem anderen Zustand ist der Geist eines Menschen fähig, mehr Leistung zu erbringen oder gar konzentrierter. Es handelt sich hierbei nicht um einen kurzfristigen Kick oder aufgeputschte Erregung. Vielmehr handelt es sich um länger andauernde Euphorie, die optimal genutzt werden kann.

Um in diesen Zustand zu geraten, müssen zwei Dinge miteinander im Ausgleich stehen; nämlich auf der einen Seite die Fähigkeiten und auf der anderen Seite die Anforderungen. Sind die Anforderungen zu hoch oder die Fähigkeiten zu gering, so entsteht ein Gefühl der Überforderung, Angst und des Stresses. Anders herum das Gefühl der Unterforderung, Langeweile oder Routine. Beide Extremgefühle sorgen für schlechtere Leistung. Tritt der Zustand der Überforderung ein, kann man mit Fleiß und juristischer Nachhilfe die Fähigkeiten wieder mit den Anforderungen in Einklang bringen. Das Gefühl der Unterforderung kann man einfach beseitigen, wenn man den Schwierigkeitsgrad der eigenen Lernmaterialien und Probeklausuren erhöht.

Erst wenn Beides miteinander im Einklang steht, verliert der Mensch die Sorge um sich selbst und Mühelosigkeit sowie Kontrolle über uns selbst tritt ein. In der Psychologie spricht man davon, dass Bewusstsein und Handlung zu einer perfekten Einheit verschmelzen. Wenn man sich das vor Augen hält, so scheint dieser Zustand in dem nach Aussagen der Psychologen die Aufmerksamkeit und Motivation sowie die Umgebung einer Person zu einer Art produktiven Harmonie zusammentreffen, wohl als der Zustand, den sich jeder Student wünscht, nämlich den Zustand, in dem die Arbeit wie von selbst geht. Es handelt sich um einen Zustand und nicht etwa eine Technik, die man erlernen kann. Aber auch Zustände unterliegen wiederum zum Teil steuerbaren Einflüssen. Damit dieser Zustand eintreten kann, müssen Störelemente beseitigt werden, die den Eintritt des Zustandes verhindern. Störelemente können dabei sein, dass eine fehlende Ziel- und Handlungsklarheit bei einer Person besteht. Kurzum: man muss wissen, wie und was man zu machen hat. Zu erkennen was man machen muss, fällt den Jurastudenten auf Grund der Fülle des Stoffes oft schwer. Um das zu erfahren, kann man sich Rat bei Experten holen und gerade für die Examensvorbereitung kann das sehr hilfreich sein. Zu wissen, was man lernen muss, ist das A und O. Auch in Bezug auf die Arbeitsweise kann man sich selber eine Vorgehensweise ausdenken, die am besten für einen selbst geeignet ist oder Rat einholen. Diverse andere Faktoren spielen insofern eine Rolle und können mit einfachen Mitteln beeinflusst werden.

An dieser Stelle soll keine psychologische Doktorarbeit über diesen Zustand geschrieben werden. Es kann aber hilfreich sein, sich vielleicht einmal näher mit den Einflüssen zu befassen, die einen solchen Zustand blockieren. Die Thematik ist wahnsinnig interessant und eine Auseinandersetzung mit dem Thema kann mit Sicherheit helfen, um Lerntiefs und damit einhergehende Motivationsschwierigkeiten zu überwinden. Für Interessierte wird daher empfohlen, mal etwas über den sogenannten „Flow“ zu lesen. Das schafft nicht nur eine willkommene Abwechslung zu den ganzen juristischen Büchern, sondern gibt euch hilfreiche Hinweise, die ihr auch auf andere Situationen eures Lebens, wie Sport oder Freizeit, übertragen könnt. Auch hier funktioniert der Mensch im sogenannten „Flow“ am besten. Für ein Studium und dessen erfolgreichen Abschluss ist es in jedem Fall aus meiner Sicht hilfreich, diesen Zustand zu kennen und zu lernen, störende Einflüsse zu beseitigen, um möglichst gute Leistungen zu erbringen und die Motivation auf dem höchstmöglichen Niveau zu halten.

Ich wünsche natürlich allen Kandidaten viel Glück und Erfolg für das weitere Schaffen, aber an dieser Stelle natürlich auch den nötigen Spaß an der Juristerei.

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Anmerkungen

siehe auch: Psychische Probleme im Jura-Studium

Jura Individuell informiert Sie über das juristische Studium vom ersten Semester bis zum zweiten Staatsexamen. Lesen Sie daher unsere nützlichen Artikel zur Motivation im Studium, über die Organisation und Struktur im Jura-Studium, über die Überwindung von Prüfungsangst, warum man sich für ein Jura Studium entscheiden sollte und was man gegen Lernprobleme machen kann. Außerdem beschäftigen sich unsere Artikel mit den Themen  des richtigen Lernens im Studium, dem Schutz gegen Überarbeitung  (Burnout) und wie man sich verhalten sollte, wenn man durch eine Prüfung durchgefallen ist. Weiterhin geben wir nützliche Tipps  zur Anfertigung einer Klausur oder Hausarbeit  sowie Vorbreitungshilfestellungen für die mündiche Prüfung.

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