Tipps für die Examensvorbereitung

Tipps, Vorstellung verschiedener Herangehensweisen an eine erfolgreiche Examensvorbereitung.

Datum
Rechtsgebiet Examen
Ø Lesezeit 6 Minuten
Foto: Chutima Chaochaiya/Shutterstock.com

Hat man es als Jurastudent erfolgreich durch die Zwischenprüfung und die großen Scheine geschafft, stellt sich für die Allermeisten die Frage nach einer gut organisierten und erfolgreichen Examensvorbereitung. Der nachfolgende Artikel soll hierfür einen Musterplan liefern, der sich bewährt hat.

I. Zuerst Schwerpunktexamen oder staatlicher Pflichtteil?

Man hat sich den letzten Schein erkämpft und ist nun „scheinfrei“. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Farbe zu bekennen ist: Ist es machbar, den Schwerpunkt und den staatlichen Pflichtteil unter einen Hut zu bekommen oder arbeitet man eins nach dem anderen ab? Das Argument „ich will jetzt unbedingt schnell fertig werden“ sollte hierbei unbedingt in den Hintergrund treten. Denn Jura ist immer noch ein Fach in dem die Abschlussnote eine übergeordnete Rolle spielt. Nicht wenige verbauen sich die Chance auf eine ordentliche Examensnote, weil die Energie in beides gleichzeitig gesteckt wird, anstatt sich auf eine Sache zu konzentrieren. Natürlich gibt es auch Studenten, die aufgrund großem Vorwissen und einer regelmäßigen, disziplinierten Lernweise in der Lage sind, beides erfolgreich zu absolvieren. Die meisten Studenten nutzen das Grundstudium jedoch dazu, nebenbei etwas Geld zu verdienen oder die Freiheiten zu genießen, die das Jurastudium in den ersten Semestern mit sich bringt.

Tipp : Zuerst Schwerpunkt, dann Pflichtteil!

Eine gute Herangehensweise ist, zuerst den Schwerpunkt zu schreiben und danach in die Vorbereitung für den Pflichtteil einzutauchen. Dies hat den Vorteil, dass man zunächst durch den Schwerpunkt einmal „schnuppern“ kann und so schon einmal sieht, was einem im Pflichtteil „blüht“. In der Regel werden entweder zwei Klausuren, oder eine Klausur und eine Seminararbeit sowie am Ende eine mündliche Prüfung absolviert. Am Ende der Kampagne wird somit eine mündliche Prüfung absolviert und dies ist ein großer Vorteil für die mündliche Prüfung im Pflichtteil. Diese mündliche Prüfung ist zwar deutlich länger als die mündliche Prüfung im Schwerpunkt, vom Ablauf her allerdings genau identisch aufgebaut. Gerade für Prüflinge, die Angst vor einer mündlichen Prüfung haben, bietet sich dieses Modell an, um einmal den ganzen Ablauf zu üben. Und außerdem merkt man schnell: Die Prüfer kochen auch nur mit Wasser.

II.Vorbereitung für den Schwerpunkt

Die Anzahl der wählbaren Schwerpunkte und auch die Anforderungen variieren in jedem Bundesland. Somit kann für das Schwerpunktexamen kein allgemeiner Plan aufgestellt werden. Jedoch bieten einige Universitäten Übungsklausuren zum Schwerpunkt an und es empfiehlt sich, diese auch mitzuschreiben. Hilfreich ist dabei das Bilden einer Lerngruppe. Diese hat den Vorteil, dass man da dort nochmals alle Themen besprechen und bearbeiten kann.

III.Vorbereitung für den Pflichtteil

Ist der Schwerpunkt erfolgreich abgeschlossen, geht es nun in die heiße Phase. Hierzu empfiehlt sich folgendes Rüstzeug: Der Besuch eines Repetitoriums, das Zusammenstellen einer Lerngruppe sowie das regelmäßige Schreiben von Klausuren, die im Klausurenkurs der Universität angeboten werden.

1. Das Repetitorium

Die meisten Studenten häufen während ihres Studiums das sogenannte „Inselwissen“ an. Dies wird erlangt, indem man sich punktuell auf die Scheine im Studium vorbereitet und führt dazu, dass man sich in einigen Gebieten sehr gut auskennt. Jedoch wird dabei in der Regel wenig Systemverständnis erworben. Hierfür ist das Repetitorium nun da: Zusammenhänge herstellen, Wissen vernetzen und vor allem einen Überblick darüber verschaffen, was im Examen eigentlich erwartet wird. Die gute Nachricht bereits hier: Nichts Unmögliches! Ob man das kostenlose universitäre Repetitorium besucht, ein kommerzielles Repetitorium in Anspruch nimmt oder Einzel- bzw. Kleinstgruppenunterricht wählt ist eine individuelle Entscheidung. Zu berücksichtigen ist hierbei natürlich auch der finanziellen Rahmen, der einem zur Verfügung steht. Allerdings sind mittlerweile auch die universitären Repetitorien besser als ihr Ruf, weshalb es sich durchaus lohnt, dort einmal eine Sitzung auszuprobieren. Dies hat den weiteren Vorteil, dass die Professoren nicht nur die Examensklausuren korrigieren, sondern diese auch stellen. Aktuelle Probleme werden somit mit großer Wahrscheinlichkeit behandelt.

2. Die Lerngruppe

Parallel zum Besuch eines Repetitoriums ist es ein guter Weg, sich zu bemühen eine Lerngruppe zusammenzustellen, wobei die Anzahl der Mitstreiter zwischen 2-4 Teilnehmer liegen sollte, damit das Ganze nicht in einem unproduktiven Treffen ausartet. In der Lerngruppe sollten dann die Themen bearbeitet werden, die unklar sind. Weiterhin sollte nicht ein Rechtsgebiet isoliert erlernt werden, sondern im Gesamtkontext. Hierfür bietet es sich an, ein gutes Fallbuch zu besorgen. Bewährt hat sich das Buch „Die Examensklausur“ von Preis, Prütting, Sachs und Weigend aus dem Vahlen Verlag. Hierbei handelt es sich um Originalfälle aus dem Strafrecht, Zivilrecht und Öffentlichen Recht, welche alle in den Jahren 2000-2012 im Examen in NRW liefen. Darüber hinaus wird neben dem ausführlichen Lösungsvorschlag immer auch angegeben, wie die Klausur damals ausfiel, alternative Lösungsvorschläge erläutert und weitere wichtige Hinweise erteilt. Hat man dieses Buch durchgearbeitet, steht einem erfolgreichen Examen nichts mehr im Wege. Nach den schriftlichen Klausuren ist eine Lerngruppe auch großartig, um sich auf die mündliche Prüfung vorzubereiten, da hier das freie Reden und die juristische Argumentationsweise geschult werden.

3.Der Uniklausurenkurs

Ja, es macht keinen Spaß im Sommer bei angenehmen 30 Grad im Hörsaal zu sitzen und 5 Stunden einen Fall im Immobiliarsachenrecht lösen zu müssen. Ja, es ist demotivierend eine Klausur im Öffentlichen Recht schon wieder nur mit 4 Punkten bestanden zu haben. Aber: Im Klausurenkurs an der Uni laufen meistens alte Examensfälle. Hier kann man also unter absolut authentischen Bedingungen den Ernstfall üben. Außerdem bieten die Klausuren einen sehr verlässlichen Wert darüber, wie fit man wirklich ist. Hier muss man wirklich ehrlich zu sich sein und auf Hilfsmittel wie Handy, Karteikarten und Skripte verzichten. Schreibt man regelmäßig (!) mit, dann wird man langsam aber sicher auch immer besser (wirklich!) Examensfit ist man, wenn in allen drei Rechtsgebieten die Klausuren im Schnitt bei 5-6 Punkten liegen. Manche Unis bieten auch ein Probeexamen an. Auch das sollte unbedingt mitgeschrieben werden. Als grober Richtwert lässt sich sagen, dass man zwischen 30-50 Klausuren geschrieben haben sollte, bis man ins Examen geht. Allerdings gibt es auch hier juristische Naturtalente, die weitaus weniger Übung benötigen. Der Klausurenkurs hilft bei einer ganz entscheidenden Phase weiter: Dem Zeitraum zwischen Anmeldung und den Examensklausuren. Nach der Anmeldung zweifelt wohl jeder kurz, ob man schon examensreif ist und nicht selten macht sich eine gewisse Panik breit. Dem kann man gut entgegentreten, wenn man bis zum Zeitpunkt der Anmeldung bereits eine beachtliche Anzahl von Klausuren im Klausurenkurs bestanden hat. Man sieht, was man erreicht hat und geht positiv in die Examensklausuren.

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4.Fazit

Zu einer gelungenen Examensvorbereitung gehören drei Säulen: a) Der Besuch eines Repetitoriums, um sich ein Fundament an Wissen zu erarbeiten, auf das man b) durch das kontinuierliche Üben am Fall in der Lerngruppe und vor allem c) im Klausurenkurs aufbaut. So lernt man das im Repetitorium erworbene theoretische Wissen in der Fallbearbeitung an der passenden Stelle einzusetzen. Dann steht einem erfolgreichen Examen nichts mehr im Weg!

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