Uni Tübingen: Jura

Ein Ausführlicher Überblick über das Jurastudium in Tübingen: Campus, Inhalte, Wohnungsmarkt, Freizeitaktivitäten. Alles auf einem Blick!

Datum
Rechtsgebiet Juristische Ausbildung
Ø Lesezeit 9 Minuten
Foto: Robert Jakatics/Shutterstock.com

Alle die sich für ein Jurastudium in Tübingen oder allgemein für ein Jurastudium interessieren, finden hier einen Überblick über das Studium in Tübingen in dem sowohl die Stadt, die Uni als auch die Fakultät vorgestellt werden.

I. Tübingen – die Unistadt im Herzen Baden-Württembergs

Tübingen ist eine große Kreisstadt im Zentrum von Baden-Württemberg. Sie ist Sitz des Kreises und des Regierungsbezirks Tübingen und eine typische Studentenstadt, die maßgeblich von den mehr als 28.000 Studenten geprägt wird, welche bei ca. 85000 Einwohnern ungefähr ein Drittel der Einwohner ausmachen. Tübingen liegt 30 km südlich der Landeshauptstadt Stuttgart im Neckartal zwischen dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb.

II. Die Universität

Die Universität Tübingen wurde im Jahr 1477 von Graf Eberhard „im Barte“ von Württemberg gegründet. Die vier Gründungsfakultäten waren Jura, Theologie, Medizin und Philosophie. Ihren noch heute offiziellen Namen Eberhard Karls Universität erhielt sie im Jahre 1769 von Herzog Karl Eugen von Württemberg. Heute beheimatet sie sieben Fakultäten, die sich hauptsächlich auf zwei Standorte im Stadtgebiet verteilen. Die naturwissenschaftlichen Fachrichtungen sowie teilweise die Medizin sind vorwiegend auf der Morgenstelle angesiedelt. Die übrigen Fakultäten befinden sich vorwiegen an der Wilhelmstraße im Tal. Jedoch gibt es über das gesamte Stadtgebiet verteilt Gebäude, die von der Universität genutzt werden. Zum Beispiel das Schloss Hohentübingen oder die Alte Burse in der Altstadt. Es gibt also kein zusammenhängendes Campusgelände. Dies ist aufgrund der überschaubaren Größe Tübingens und der sehr hohen Studentendichte auch gar nicht notwendig. Durch den guten ÖPNV und die kurzen Wege ist man schnell überall in der Stadt und begegnet eigentlich immer anderen Studenten. Man könnte sagen, dass die Stadt Tübingen ein großer Campus ist.

III. Die juristische Fakultät

1. Das Gebäude

Die juristische Fakultät ist an der Wilhelmstraße in der Neuen Aula beheimatet. Hier befinden sich die meisten Lehrstühle, das Dekanat sowie die juristische Seminarbibliothek. Auch werden die allermeisten juristischen Vorlesungen in der Neuen Aula gehalten.

Die Bibliothek wurde in den letzten Jahren renoviert und mit neuer Technik ausgestattet. So sind an jedem Platz Steckdosen und Vorrichtungen zum Sichern des Laptops gegen Diebstahl vorhanden. Die Ausstattung ist für die Ausbildung sehr gut. Sehr spezielle Bücher können sich jedoch manchmal bei einem Lehrstuhl befinden. Aufgrund der kurzen Wege können diese meist unkompliziert bei dem jeweiligen Lehrstuhl eingesehen oder ausgeliehen werden.

2.  Zahlen, Daten & Fakten

An der Fakultät gibt es 21 Lehrstühle, die gemeinsam mit Honorarprofessoren und Dozenten aus der Wirtschaft, der Rechtspflege und der Verwaltung ein großes Spektrum der Rechtswissenschaft abdecken. Die juristische Fakultät ist trotz der 2700 Studenten aufgrund der Konzentration auf wenige Gebäude überschaubar. Das Juristische Seminar ist während der Vorlesungszeit montags bis donnerstags von 08:00 Uhr bis 22:00 Uhr, freitags und samstags von 08:00 Uhr bis 20:00 Uhr und sonntags von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet. In der vorlesungsfreien Zeit ist sie freitags bis 22:00 Uhr geöffnet. Die Universitätsbibliothek kann als Alternative unter der Woche von 08:00 Uhr bis 24:00 Uhr genutzt werden und am Wochenende von 10:00 Uhr bis 22:00 Uhr.

3. Organisation des Jurastudiums

A) Anfangsphase und kleine Scheine

Im ersten Semester startet man in Tübingen mit den Grundkursen Zivilrecht I, Strafrecht I und Öffentliches Recht I, die jeweils von Fallbesprechungen begleitet werden. Die Fallbesprechungen sind Pflichtveranstaltungen, an deren Ende man einen Schein erhält, der benötigt wird, um sich im zweiten Semester für eine der kleinen Übungen anzumelden.

Jura Individuell-Tipp: Auch wenn sich Pflichtveranstaltung langweilig und trocken anhört, lernt man in den Fallbesprechungen sehr viel grundlegendes für die späteren Semester. Es lohnt sich daher, dort aufzupassen und mitzuarbeiten.

Im ersten Semester geht es thematisch im Zivilrecht um den BGB AT, im Strafrecht um den StGB AT und im Öffentlichen Recht um Staatsorganisation. Ebenfalls besucht man im ersten Semester eine der Rechtsgeschichte Vorlesungen, welche mit einer Abschlussklausur am Ende des Semesters beendet werden. Dies ist auch die einzige Klausur, die man Ende des ersten Semester ablegt. Das zweite Semester beginnt eigentlich schon während der vorlesungsfreien Zeit des ersten Semesters. In dieser Zeit sind Hausarbeiten für die Übungen für Anfänger anzufertigen, welche man im zweiten Semester belegen möchte. Die Übungen im Zivilrecht und Öffentlichem Recht sind in die Vorlesungen Grundkurs II integriert. Im Strafrecht ist die Übung eine eigenständige Veranstaltung und es wird eine Strafrecht BT Vorlesung angeboten.

Jura Individuell Tipp: Jeder Student sollte sich zusätzlich überlegen, ob der Schlüsselqualifikationsschein und der Fremdsprachenschein bereits im zweiten oder dritten Semester gemacht werden, um später Zeit für die großen Scheine und die Examensvorbereitung zu haben. 

Die dritte kleine Übung belegt man im dritten Semester. Wenn man alle drei kleinen Übungen, sowie die zweiten Klausuren der Übungen bestanden hat, kann man sich schon über seine Zwischenprüfung freuen.

B) Große Scheine

Nach der Zwischenprüfung kommen die Übungen für Fortgeschrittene. Diese sind jeweils wieder im Strafrecht, Zivilrecht und Öffentlichen Recht. Diese sind nach Studienplan in den Semestern vier bis sechs abzulegen. In dieser Zeit sollte man auch die praktische Studienzeit absolvieren und wenn noch nicht geschehen die Schlüsselqualifikation etc. absolvieren. Ebenso wird in dieser Zeit der Stoff im Strafrecht, Zivilrecht und Öffentlichen Recht durch weitere Vorlesungen erweitert und vertieft.

C) Schwerpunktstudium

Wenn man alle Übungen bestanden hat, beginnt in Tübingen die Qual der Wahl bei den Schwerpunktbereichen. Der Schwerpunktbereich fließt zu 30% in die Endnote ein und setzt sich aus einer Klausur, 60% ,und einer mündlichen Prüfung, die 40% zählt, zusammen. Die Studienarbeit als dritte Leistung wurde vor kurzem abgeschafft. Es empfiehlt sich daher den Seminarschein während dem Schwerpunktstudium abzulegen. Zum einen kann man sich mit einem Thema, das einen sehr interessiert, über eine längere Zeit beschäftigen und zum anderen kann man sich darüber klar werden, ob der Schwerpunktbereich auch ein späteres Berufsfeld sein kann. In Tübingen werden sehr viele unterschiedliche Bereiche als Schwerpunkte angeboten. Manche Schwerpunktbereiche sind dabei sehr beliebt und andere haben dagegen eine ausgezeichnete Betreuungsquote. In Tübingen werden sieben Schwerpunktbereiche angeboten. Diese sind:

1 Unternehmens- und Wirtschaftsrecht

2 Zivilverfahrens- und Insolvenzrecht

3 Fundamente Europäsicher Rechtsordnungen

4 Recht der Internationalen Beziehungen

5 Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Umwelt

6 Steuerrecht

7 Kriminalwissenschaften und Wirtschaftsstrafrecht

Die Schwerpunktbereiche eins, drei, vier und sieben sind dabei nochmals Unterteilt in bis zu drei Unterbereiche. So kann sich zum Beispiel ein Student im Bereich 1 Unternehmens und Wirtschaftsrecht zwischen den Unterbereichen Unternehmensorganisation und -finanzierung, Arbeit und Soziales im Unternehmen oder Wettbewerb und Geistiges Eigentum entscheiden.

D) Examensvorbereitung und Examen

Nach dem Schwerpunkt ist vor dem Examen. Wer erfolgreich den Schwerpunkt abschließt, beginnt auch in Tübingen die wahrscheinlich stressigste Phase des Studiums: die Examensvorbereitung.

An dieser Stelle muss man leider auch eine traurige Wahrheit ansprechen: Tübingen hat im Vergleich der baden-württembergischen juristischen Fakultäten, die höchsten Durchfallquoten im Examen. Woran dies liegt, lässt sich nur schwer ergründen.

Allerdings nimmt die Fakultät diesen Trend nicht einfach hin, sondern weitet die Angebote im Bereich der Examensvorbereitung aus bzw. hat diese schon ausgebaut. Neben dem Examinatorium in welchem der Stoff des Examens wiederholt wird gibt es den Klausurenkurs sowie eine Simulation der mündlichen Prüfung. Der Klausurenkurs wurde vor kurzem von einer Klausur die Woche auf zwei Klausuren die Woche am Dienstag und Samstag ausgeweitet. Neben den universitären Angeboten in der Examensvorbereitung kann man sich auch in Tübingen zu einem kommerziellen Repetitor begeben, um sich dort auf das Examen vorzubereiten.

4. Sonstiges

A) Auslandsstudium, Moot Courts und Zertifikatsstudium

Auch in Tübingen gibt es die Möglichkeit während des Studiums ins Ausland zu gehen. Zum Einen kann man über das Erasmusprogram ein oder zwei Semester im Ausland studieren, zum Anderen gibt es eine Kooperation mit der Universität Aix en Provence, während eines einjährigen Auslandsaufenthaltes, den Master I en droit international et européen zu erwerben.

Wer kein ganzes Semester im Ausland und gleichtzeitig Erfahrungen in juristischer Debatte sammeln möchte, kann in Tübingen an einem der Moot Courts teilnehmen, die in verschiedenen Rechtsgebieten und Schwerpunktbereichen angeboten werden.

Für all diejenigen, die sich besonders für die Ethik von Wirtschaft und Recht interessieren, hat die Uni Tübingen vor kurzem das Zertifikatsstudium „Recht-Ethik-Wirtschaft“ eingeführt. Für das jedes Semester 25 Studienplätze vorgesehen sind. Diese werden nach der Leistung im Grundlagenschein vergeben.

B) Wohlfühlfaktor

Tübingen hat als klassische Studentenstadt und den selbstbestimmten Aufbau des Studiums einen hohen Wohlfühlfaktor. Durch die auch für Studenten günstigen Preise kann man vieles erleben ohne ein Vermögen ausgeben zu müssen. Auch ist es eine weitverbreitete Aktivität im Sommer freie Nachmittage auf dem Neckar beim Stocherkahnfahren zu verbringen.

C) Wohnungsmarkt

Durch die geringe Einwohnerzahl Tübingens und dem sehr hohen Studentenanteil ist der Wohnungsmarkt in Tübingen sehr angespannt. Zwar gibt es viele Studentenwohnheime und es werden auch die Kapazitäten ausgebaut, jedoch ist das nicht ausreichend, um die Menge an Studenten unterzubringen. Dies führt durch die hohe Nachfrage zu relativ hohen Mietpreisen.

D) Angebote neben dem Studium

Tübingen bietet als klassische Studentenstadt viele Aktivitäten; sowohl im sportlichen Bereich durch den sehr guten Hochschulsport oder die vielen Vereine in der Stadt als auch im kulturellen Bereich. Mit der Kunsthalle hat Tübingen ein kleines Kunstmuseum mit wechselnden Austellungen, an der Uni gibt es in regelmäßigen Abständen klassische Konzerte, in den vielen Kneipen, Bars und Cafes Tübingens gibt es immer wieder Lesungen oder Konzerte. Ein Highlight, das zu erwähnen gilt, ist der Verein Querfeldein, welcher von Studenten gegründet wurde und prominente Gäste aus ganz Deutschland zu Lesungen, Interviewabenden oder ähnlichem einlädt. Ein weiteres jährliches Highlight ist das Stocherkahnrennen auf dem Neckar. An diesem Tag kommen tausende von Menschen nach Tübingen, um das Spektakel auf dem Neckar zu betrachten und um zu sehen, wie die Letztplatzierten einen halben Liter Lebertran trinken müssen.

E) Homepage

Weitere Einblicke in das Jurastudium findet man auf der Homepage der Fakultät unter:

https://www.jura.uni-tuebingen.de

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IV. Fazit

Das Studium in Tübingen bietet viele Vorteile und lohnt sich. Man kann hier eine tolle Studienzeit verbringen. Die Fakultät ist gut ausgestattet und das Lehrpersonal ist motiviert. Allerdings muss man auch mit den Freiheiten der Studienordnung zurecht kommen und Eigeninitiative mitbringen, um erfolgreich zu studieren. Wer diese Initiative mitbringt, wird in Tübingen eine schöne, abwechslungsreiche und erfolgreiche Studienzeit verbringen.

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